Über EHRI-BE
Die Europäische Holocaust-Forschungsinfrastruktur (EHRI), die 2010 ins Leben gerufen wurde und sich im Laufe mehrerer EU-finanzierter Projekte weiterentwickelt hat, verfolgt das Ziel, sich als dauerhafte dezentrale Forschungsinfrastruktur zu etablieren. Führende Holocaust-Forschungs-, Bildungs- und Gedenkinstitutionen aus mehreren Ländern, verteilt auf drei Kontinente, werden sich unter einer gemeinsamen Rechtspersönlichkeit zusammenschließen, um ihre Aufgabe fortzusetzen, weit verstreute Quellen zusammenzuführen, indem sie Informationen, Institutionen und Menschen miteinander verbinden.Der nationale Knotenpunkt von EHRI Belgien (EHRI-BE) unterstützt die übergeordneten Zielsetzungen von EHRI, indem er Forschungs-, Gedenk- und Bildungsaktivitäten durchführt, die für Belgien relevant sind, aber auch regionale Besonderheiten berücksichtigt und transnationale Forschung fördert.
EHRI-BE zielt darauf ab, Fortschritte in Bereichen wie Zugang zu Archiven, Archivwissenschaften, wissenschaftliche Forschung, Vernetzung, Bildung, Gedenken und Erinnerungskultur, digitale Geisteswissenschaften und KI zu fördern.
EHRI-BE trägt dazu bei, die Holocaust-Forschung in Belgien und darüber hinaus langfristig und nachhaltig zu sichern:
- Vertretung der belgischen Institutionen, die im Bereich der Dokumentation, des Gedenkens und der Forschung über den Holocaust tätig sind;
- Aufbau und Entwicklung eines starken und vielfältigen Forschungskonsortiums;
- Austausch und gemeinsame Nutzung von Fachwissen über digitale Entwicklungen und Vernetzung von Ressourcen durch eine hochmoderne digitale Infrastruktur;
- Verbreitung, Umsetzung und Entwicklung innovativer digitaler Forschungsinstrumente;
- Angebot an Stipendien und Ausbildungsmöglichkeiten für Forscher, Archivare und Fachleute im Bereich des Kulturerbes.
Das Wirken von EHRI ist in erster Linie wissenschaftlicher Natur, doch verfolgt die Infrastruktur auch eine breitere soziale und politische Agenda. Der jüngste Anstieg von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und aggressivem Nationalismus in Europa und darüber hinaus zeigt, dass die Holocaust-Forschung nie ein rein akademisches Anliegen ist, sondern eine Voraussetzung für offene und diskriminierungsfreie Gesellschaften in Europa und der Welt.
EHRI-BE Informationen zu den Zielsetzungen
Forschungsthemen: Transnationale Flüchtlinge (belgische Grenzen, Mittel-/Osteuropa); unbeteiligte Beobachter [sog. „bystander“]/Helfer (Einzelpersonen und Netzwerke); Waisenhäuser und Seniorenheime; zweite/dritte Generationen; Befreiung/Rückführung von Juden/Rückkehr von Menschen; Anerkennung des Todes; Verwaltungsvorgänge bezüglich der Überlebenden; Enteignung jüdischer Bürger. Ansätze: Soziologie; mündliche Überlieferung; Kunst, Fotografie; Geolokalisierungsstudien; statistische Analyse; Mikrogeschichte.
Archivquellen: Fotos, Tagebücher/Zeugenaussagen/Interviews; Mikroarchive; Prozess-/Gerichtsakten, verlorene/vergessene Sammlungen, „gemischte“ Sammlungen. Sammlungs-/Analysehilfsmittel: Crowdsourcing; Archivierungstechnologie; Digitalisierung; Wiki-Daten; Geolokalisierung, DH/AI-Tools (digitale Geisteswissenschaften/künstliche Intelligenz); Träger: kleine/private Träger mit persönlichen/familiären Sammlungen; Nutzer: breiteres Publikum, Bürgerwissenschaften, Jugendliche; politische Entscheidungsträger, Berufsgruppen (z. B. Genealogen).
Vernetzung (internationale Reichweite): Länder mit Verbindungen zu Belgien, transnationale Verbindungen, grenzüberschreitende regionale Verbindungen, Flüchtlinge, Belgien als Transitland, Verbindungen zu Holocaust-Forschungs- und -Gedenkinitiativen im Ausland, Vernetzung verschiedener Arten von Einrichtungen und Organisationen, Mehrsprachigkeit, Stipendienprogramm.
Schulung: Informationen über und Nutzung von Instrumenten, die von bestehenden ERICs entwickelt wurden, Archivierungsleitfäden, Datenintegration, Datenkuratierung, digitale Geisteswissenschaften, Zugang zu und Schutz von (sensiblen) personenbezogenen Daten, Trends in der Holocaust-Forschung, interdisziplinäre Ansätze in der Holocaust-Forschung, Kurse für Pädagogen, Verbreitung von Informationen und Wissen über den Holocaust in Belgien, Demokratisierung von Wissen, Finanzierungsmöglichkeiten.
Erinnerungskultur: Nachhaltige Berichterstattung über Belgien; Unterstützung und Organisation von Gedenkprojekten; Ausrichtung auf ein breites Publikum; pädagogischer Ansatz, mit Raum für persönliche Verbindungen und Emotionen; Initiativen innerhalb des Netzwerks sichtbar machen; Schaffung von Verbreitungsmöglichkeiten über Blogs, Artikel, Newsletter usw.; Erzeugung öffentlicher Resonanz.
Digitale Geisteswissenschaften und KI: Datenintegration; Datenvalidierung; EAD-XML; Knowledge Graphs (KG); Linked Open Data (LOD); Records in Contexts (RiC); Thesauri; Simple Knowledge Organisation System (SKOS); Taxonomien; Autoritätsdateien; Named-Entity Linking (NEL); Large Language Models (LLM); Ontology Engineering; Themenindexierung, Optical Character Recognition (OCR), Automatic Speech Recognition (ASR), Textzusammenfassung.